2007 Balkantour Bericht

Reisebericht der Balkantour 2007

Am 12.05.2007 ging es endlich los.
Wir starteten in Remscheid mit Regenklamotten, wie sollte es auch anders sein wenn man in Remscheid wohnt. Von Düsseldorf, dort schien natürlich die Sonne, ging es dann mit dem Autoreisezug der ÖBB bis nach Wien. Die Fahrt war ziemlich ruhig zumal wir das ganze Abteil für uns alleine hatten. Wien empfing uns mit traumhaftem Wetter. Es ist schon eine Zeit lang her als ich das letzte mal in Wien war aber so mit Werbung vollplakatierte Straßen hatte ich nicht in Erinnerung. Es ist kaum möglich die Straßenschilder während der Fahrt optisch auszufiltern. Wir verließen Wien zügig in südlicher Richtung. Unseren ersten Fotostopp legten wir an der imposanten, auf einem hohen Vulkanberg thronenden, Riegersburg ein. Fährt man die Burg aus nördlicher Richtung an könnte man meinen das sie jeden Moment vom Felsen kippt. In Murek begrüßt uns Slowenien mit einer bunten Blütenpracht und saftig tiefgrünen Wiesen an den Straßenrändern. In Maribor, dem slowenischen St.Moritz, irren wir eine kurze Zeit umher, ehe wir den winzigen Zeltplatz direkt unterhab des Schanzentisches gefunden haben. Tagsüber wimmelt es hier nur so von Touristen und am Abend wird es zum Glück ruhiger. Was mir von meinem letzten Slowenienurlaub hängen geblieben ist, sind die fantastischen Gewässer zum Kanufahren und die besten Pizzen der Welt. Am Abend machen wir uns dann auf die Suche nach eben diesen Pizzen. Zuerst landen wir in einem Lokal, in dem nur Kuchen verkauft und gegessen wird und das am späten Abend. Nach Kuchen stand uns nun gar nicht der Sinn, also weiter. Wir finden dann eine Pizzeria und werden für unsere geduldige Suche auch mit einer dieser Superpizzen belohnt. Zurück auf dem kleinen Zeltplatz lernten wir noch 3 Slowenen kennen die dort mit ihrem Wohnmobil standen. Wir hatten einen netten Abend miteinander, viel über Land und Leute erfahren und viiiel Jägermeister dabei vernichtet.
Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Die Augen sind noch schwer vom Jägermeister. Nach dem Frühstück geht es weiter. Eine sehr schöne Strecke an diesem Tag ist die 701 zwischen Lovrenc und Slovenske Konjice. Wir befinden uns in einem Skigebiet auf ca.1500 Meter Höhe. Viele Strecken sind unbefestigt und wir haben beide ein fettes Grinsen auf den Backen. Unsere Mittagspause machen wir an der Kirche in Planina de Sevnici. Die Kirche liegt völlig einsam auf der Kuppe des höchsten Berges in der Umgebung. Wir genießen die Einsamkeit und den tollen 360° Rundumblick. Nach einem kurzen Nickerchen geht es weiter. Das Thermometer am Motorrad zeigt gut 30 Grad an. Am Abend finden wir einen verlassenen und geschlossenen Zeltplatz am Fluss Lahinja. Unsere Motorräder passen so gerade durch den Seiteneingang an der Uferböschung. Als erstes nehmen wir ein ausgiebiges Bad im glasklaren Wasser der Lahinja, danach wird gekocht. Als die Sonne so langsam verschwindet bauen wir das Zelt auf. Am nächsten Morgen tummeln sich einige Handwerker auf dem Zeltplatz. Es stört keinen das wir hier Zelten. Sabine hatte am Abend vergessen das Mundstück ihres gefüllten Trinkrucksacks vernünftig zu verstauen. Es befand sich zwischen den Motorradklamotten unter dem Kopfteil ihrer Isomatte. Als Ergebnis gab es am Morgen eine mit Hibiskustee durchtränkte Moppedhose.
Nach dem Frühstück ging es weiter Richtung kroatischer Grenze. Das Wetter hatte sich verschlechtert, es hingen dicke Wolken am Himmel. Dem Regen konnten wir aber glücklicherweise immer entkommen. An den Plitvicer Seen angekommen, machten wir uns erstmal an einem der Infostände über Öffnungszeiten und Preise schlau. Wir hatten Glück und bekamen zwei, noch am Folgetag gültige, Eintrittskarten von einem Berliner Ehepaar geschenkt. An den Plitvicer Seen gibt es nur einen Zeltplatz (Autocamp Korana), so dass eine lange Suche entfiel. Der Platz ist sehr groß und hat vorzügliche sanitäre Anlagen. Am nächsten Morgen werden wir von Regentropfen geweckt. Nach dem Frühstück, unter unserem Tarp, brechen wir gegen 9 Uhr auf. Die Motorräder lassen wir am Eingang 1 stehen. Wer schon Wasserfälle in Norwegen oder Island gesehen hat ist hier von dem „großen“ Wasserfall sicher etwas enttäuscht. Wir wandern gut 6 Stunden durch eine fantastische Welt aus Wasserkaskaden, kristallklaren Seen und viel Grün. Wir haben jetzt einen gesunden Hunger und kaufen am Ausgang des Parks etwas geräucherten Käse und herzhaft gefüllten Strudel. Am Abend macht Sabine Tartiflette und es gibt einen leckeren Wein dazu.
Über herrliche Nebenstraßen, zum Teil ungeteert, geht es am nächsten Morgen durch das Velebit. Zur Mittagszeit landen wir auf dem 1600m hohen Aussichtspunkt Zavazan. Hinter Stirovaca muss ich eine Abfahrt verpasst haben. Wir fahren mehrere km durch sehr dichten Wald und und der Weg wird immer schlechter. Zum Schluss geht es nur noch über loses Geröll und große Steine steil bergauf. Auf einer Lichtung machen wir Pause und drehen dann um. In Klanac biegen wir Richtung Küste ab. Von den Bergrücken in diesem Gebiet hat man eine tolle Sicht auf das Meer und die vorgelagerten Inseln. In Karlobag finden wir einen Minizeltplatz und lassen uns an diesem Abend von der Frau des Platzwartes bekochen.
Im Radio wird für den Abend und den kommenden Tag eine Wetterwarnung ausgegeben. Der Bora ist im Anmarsch. Seine Ankunft bekommen wir schon Abend zu spüren. Wir machen noch einen kleinen Fußmarsch zum Strand und können miterleben wie die See vom Sturm aufgepeitscht wird. Die Gischt wird einige Meter hoch aufgepeitscht und fast waagerecht über das Meer geblasen. Wir haben Mühe geradeaus zu gehen. Die Nacht ist nur mit Ohrstöpseln zu ertragen, so laut pfeift der Wind von den Hängen Richtung See.
Wir kommen erst gegen Mittag vom Zeltplatz, da die Küstenstraße immer noch wegen des anhaltenden Sturmes für Fahrzeuge gesperrt ist. Selbst als wir dann endlich unterwegs sind ereilt uns so mancher Adrenalinschub wenn uns mal wieder eine Windböe so richtig packt. Auf einer Brücke steht ein österreichischer Chopperfahrer mit seiner Maschine und traut sich keinen Meter weiter, vor lauter Angst. In Posedaje machen wir eine Pause und trinken einen kroatischen Kaffee der ausgezeichnet schmeckt. Sabine hat nicht so die richtige Lust weiterzufahren. Ich kann sie jedoch überreden noch die 80 km bis Skradin, im Krka Nationalpark, dranzuhängen. Die Suche nach dem in der Karte eingezeichneten, am Wasser liegenden Zeltplatz, stellen wir nach über einer Stunde Irrfahrt und der Erkenntnis ein, dass es den Zeltplatz nicht gibt. Wir landen auf einem Zeltplatz direkt an der Hauptstraße. Außer wirklich sauberen, sanitären Einrichtungen gibt es hier nichts. Am Morgen machen wir uns auf nach Skradin, um von dort aus mit dem Schiff in den Krka Nationalpark zu fahren. Wir wandern einige Stunden, bei schönstem Wetter, um zahlreiche Wasserfälle und Kaskaden und machen wieder viele Fotos. Hier ist es erlaubt, im untersten Becken zu baden. Wir fahren mit dem letzten Schiff am frühen Abend zurück und gehen in Skradin noch lecker Essen. Das mediterrane Flair in der Altstadt von Skradin lässt uns den Abend so richtig genießen. Zurück am Zeltplatz haben wir von Jenny Gesellschaft bekommen. Sie ist alleine mit ihrer CB450S und nur einer winzigen Gepäckrolle unterwegs. Selbst das Regenzeug musste Zuhause bleiben. Wir haben einen netten Abend miteinander.
Am nächsten Morgen laden wir Jenny zum Frühstück ein was sie angesichts ihrer spartanischen Ausrüstung auch sehr genießt. Während des Frühstücks steht auf einmal ein Mann im schwarzen Anzug, weißem Hemd und Krawatte vor uns, die bunten Gummilatschen die er noch an hatte waren dagegen ein echter Stilbruch. Er hatte sein Zelt an der anderen Ecke des Zeltplatzes stehen und gab uns ein paar ausgedruckte Offroadkarten vom Velebit. Er hatte versucht die Strecken mit seinem Golf 5 zu fahren und sich dabei die Ölwanne ruiniert. Und das ganze mit Anzug und Krawatte, es gibt schon merkwürdige Menschen.
Wir fahren weiter an der Küste entlang nach Primosten, einem wunderschön gelegenem kleinen Städtchen auf einer Landzunge. In Trogir, etwas weiter südlich, machen wir einen ausgiebigen Stadtbummel durch die sehenswerte Altstadt, die fast nur aus Restaurants und Lokalen besteht. Von Trogir aus führt unser Weg erstmal wieder ins Hinterland. Bei Kastel biegen wir ab in die Berge und haben von hier einen guten Blick auf Split. Über eine längere Schotterpiste, die sich aus heiterem Himmel und mitten in der „Pampa“ in eine zweispurige nagelneue „Rennstrecke“ verwandelt, erreichen wir Vrlika. Wir fahren am Perucko Jezero (ein See) entlang und gelangen über Sinj wieder an die Küste. In Omis finden wir einen kleinen, sehr schönen Zeltplatz inmitten eines Talkessels. (Camping Lisicina)
Am nächsten Tag bekommen wir Zeltnachbarn aus Österreich, 2 pensionierte Trucker die mit Roller und Chopper unterwegs sind. Es sollte ihre erste und wohl auch letzte Nacht mit dem Zelt sein. Schon beim Aufbau ihrer Dackelgaragen konnten Sabine und ich uns ein Lachen kaum verkneifen. Eine der Dackelgaragen war schon mit der dicken Luftmatratze völlig überfüllt und da noch ein gut genährter Trucker obendrauf, das konnte nicht gut gehen.
Am nächsten Morgen begannen die Beiden sehr früh mit dem Packen. Meine Frage nach dem guten Schlaf wurde noch humorvoll beantwortet. Als der Chopperfahrer dann begann wieder abzupacken sagte ich nur laut – Schlüssel? er antwortete laut Sch….
Gegen Mittag buchten wir in einer Agentur eine Raftingtour auf der Cetina. Das ganze erwies sich dann aber als lockere Kaffeefahrt da noch eine Familie mit zwei Kindern an Bord war. Die größte Sorge der 14-jährigen Tochter war ihr Makeup. Am Abend gehen wir zum Essen in die Altstadt von Omis. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz beobachten wir noch die Einheimischen bei der Ausübung ihres Nationalsports, Boule. Die Hitze treibt uns früh aus dem Zelt. Gegen 11 Uhr haben wir schon fast 30 Grad. Wir fahren durch die Cetina Schlucht nach Sestanovac, Zagvozd bis nach Vrgorac wo es wieder den obligatorischen Mittagskaffee gibt. In den fruchtbaren Tälern der Region wird viel Wein und Obst angebaut. Wie ein weißer Faden zieht sich hier die neue Autobahn A1 durch die Täler, an der noch fleißig gearbeitet wird. Im Hafen von Ploce fährt uns die Fähre vor der Nase weg. Wir können doch nicht in Kroatien gewesen sein ohne eine der vielen Inseln besucht zu haben. So haben wir halt beschlossen die Insel Peljesac von Ploce aus anzusteuern. Die 4 stündige, regenreiche Wartezeit vertreiben wir mit Essen, Trinken, Schreiben und Spielen. Wir lernen Helmut, einen pensionierten Aussteiger, kennen. Er fährt seit über 20 Jahren nach Kroatien, hat seinen Wohnsitz dort und auch die kroatische Staatsbürgerschaft angenommen. Von Ihm erfahren wir einige interessante Sachen über Land und Leute.
Kurz nach acht erreichen wir Trpanj auf der Insel Peljesac. Ein Zeltplatz ist dank Helmuts Ortskenntnissen schnell gefunden, direkt am Strand unter Palmen und Olivenbäumen.
Nach einem kühlendem Bad packen wir zusammen und fahren nach Orebic, auf die andere Seite der Insel. Auf dem kleinen Zeltplatz bauen wir unsere Hütte direkt unter einem, mit reifen Früchten überladenen Orangenbaum auf. Daneben steht das gleiche in gelb, Zitronen. Wir pflücken ein paar Früchte und sind hin und weg vom Geschmack und dem Geruch.
Wir gehen zu Fuß zum Hafen und setzen mit der Fähre über nach Korcula. Korcula soll die Geburtsstadt von Marco Polo sein und ist wirklich traumhaft schön. Im Volksmund wird es auch klein Dubrovnik genannt. Zum Glück ist noch Vorsaison und die Tourimassen halten sich in Grenzen.
Mit der letzten Fähre geht es zurück. Wir machen uns noch etwas leckeres zu Essen und fallen dann ziemlich platt in die Schlafsäcke. Am Morgen zieht ein kräftiges Gewitter über die Insel. Wir warten ab bis es vorüber ist und kommen so erst gegen Mittag weiter. Wir durchfahren die Insel Peljesac Richtung Süden. An einem kleinen Weingut halten wir an und kaufen noch eine Flasche Plavac (Rotwein) und Loza oder Lozovaca (ähnlich dem Grappa). Der Loza ist seeehr mild, da er aus den ganzen Weintrauben gebrannt wird.
Am Nachmittag erreichen wir bei brütender Hitze Dubrovnik. Wir haben keine Lust mit den Motorradklamotten die Stadt zu besichtigen und machen uns auf die Suche nach einem Zeltplatz. In Kupara, ein paar km südlich, werden wir fündig. Zelt aufbauen, duschen und ab in den nächsten Bus nach Dubrovnik. Dubrovnik ist ein echtes Highlight. Nicht umsonst wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und trägt nebenbei noch den Namen „Perle der Adria“. Von den Spuren des Kriegs ist fast nichts mehr zu sehen. Auf einem Stadtplan am Eingangstor von Dubrovnik sind alle vom Krieg beschädigten Häuser eingezeichnet. Wir bummeln durch die engen Gassen und bewundern die restaurierten  alten Häuser. Am Abend haben wir eine Pizza und ein großes Bier verdient. Das Bier ist kein Problem, die Pizza ist aber so riesig das wir irgendwann kapitulieren müssen. Wir sind satt und müde und fahren mit dem Taxi zurück zum Zeltplatz. Ein kräftiges Gewitter lässt uns ins Zelt flüchten und es dauert nicht lange bis wir tief und fest schlafen.
Am nächsten Morgen sind wir früh unterwegs. Wir ergänzen unseren Proviant und füllen unsere Trinkrucksäcke randvoll mit frischen Wasser. Es geht an der Küste entlang Richtung Montenegro. Die Fahrt durch Budva ist eine ziemliche Tortur. Die ganze Stadt ist eine einzige Baustelle und wir kommen nur quälend langsam bei brütender Hitze voran. An einer Kreuzung bekomme ich während der Rotphase noch schnell einen “MNE” Aufkleber, von einem Automechaniker, auf meine Aluboxen geklebt. Das nenne ich Service. Hinter Budva schlängelt sich die Straße in die Berge. Wir überholen ständig stinkende LKW’s. Überholverbot und durchgezogenen Linien interessieren auch hier keinen. An einem Aussichtspunkt machen wir Pause und genießen den Blick über die Küstenregion. Vor und hinter Cetinje reiht sich über mehrere km ein Gebrauchtwagenhändler an den Anderen. Sabine und ich hatten spontan die gleichen Hintergedanken, ob wohl eines dieser Fahrzeuge legal dieses Land erreicht hat ?
Am frühen Nachmittag erreichen wir die albanische Grenze. Wir müssen pro Person 10 Euro Straßenbenutzungsgebühr bezahlen und sind danach ruckzuck auf albanischem Gebiet. Albanien ist für uns noch ein Buch mit sieben Siegeln und wir sind gespannt was uns erwartet. Zuerst einmal ziemlich schlechte Straßen und ein ungeheure Menge Dreck und Abfall überall am Straßenrand. Bei jetzt mittlerweile 35 Grad kommt an den Abfallplätzen noch der entsprechende Geruch dazu. In Shkodër versuchen wir Geld zu bekommen. Hier bekommen wir zum ersten mal die Hilfsbereitschaft der Albaner zu spüren. Der Geldautomat an einem Bankgebäude wollte keine meiner Karten akzeptieren, obwohl die entsprechenden Logos der Kartengesellschaften dort abgebildet waren. Die Bankangestellten hatten gerade Feierabend gemacht und wollten die Bank verlassen. In Deutschland undenkbar, machten die Angestellten hier kehrt, fuhren den Rechner wieder hoch und versuchten herauszufinden wieso ich kein Geld bekam. Zu guter letzt zeigten sie uns den Weg zu einem anderen Geldinstitut, wo wir problemlos Geld erhielten. Die ersten albanischen LEK wurden dann in einer Bar in einen sehr guten Espresso investiert. Auf albanischen Straßen muss man immer topfit sein, gerade als Motorradfahrer, denn hier gilt das Recht des Stärkeren oder dem, der die lauteste Hupe hat. An einer Tankstelle besorge ich mir erstmal eine Karte von Albanien. Auf der Suche nach einem Plätzchen für unser Zelt, geraten wir in einem Dorf an einen Albaner der uns helfen möchte. Wie 99% aller Albaner fährt er einen Mercedes und sieht zudem noch ziemlich finster aus, nein wir haben keine Vorurteile und folgen ihm. Zurück auf der Hauptstraße wird selbst bei Tempo 130 der Abstand immer größer zu unserem „Helfer“ Kurz vor Lezhe ist er wieder in Sichtweite. Ich ahne schon was passieren wird, wir landen in dem Hotel eines Bekannten, Verwandten o.Ä. Kaum zuende gedacht, war es auch schon soweit, wir standen vor einem großen Hotel mitten in Lezhe. An der Rezeption wurde schon über den Preis verhandelt. Eigentlich hatten wir auf Hotel nun überhaupt keinen Bock, aber es war mittlerweile schon ziemlich spät, wir waren völlig durchgeschwitzt und auch ziemlich fertig. Alleine der Gedanke an eine Dusche ließ uns dann doch schwach werden. Für 30 Euro bekamen wir ein klimatisiertes Appartement und die Motorräder wurden im Hof eingeschlossen. Den grünen Schimmel an der Decke von Schlafzimmer und Dusche haben wir einfach ignoriert. Am Abend haben wir noch einen Stadtbummel unternommen und sind im Hotelrestaurant noch essen gewesen. Wir waren die einzigen Gäste, bettelnde Kinder die ab und zu an unseren Tisch kamen wurden von der Wirtin ziemlich harsch vor die Tür gesetzt.
Die Gegensätze in diesem Land sind extrem. Auf der einen Seite wird sehr viel gebettelt auf der anderen Seite habe ich noch nie so viel Porsche Cayenne oder dicke Daimler im Straßenbild gesehen. 9 Uhr morgens saßen wir schon auf den Motorrädern, gegen 11 waren wir in Tirana. Tirana ist das Chaos. Keine Verkehrsschilder, Dieselgestank, Hitze, Dreck und Krach ohne Ende. Manchmal war ich mir nicht sicher ob in Albanien nicht doch Linksverkehr herrscht.
Es dauerte eine Weile bis wir den Weg Richtung Babru und Linzä erfragt und auch gefunden haben. In einer der holprigen Seitengassen decken wir uns auf einem kleinen Markt mit Gemüse und frischem Brot ein, bevor es ins Gebirge geht. Gegen Mittag haben wir es geschafft Tirana hinter uns zu lassen und wir genießen die klare Bergluft. Nach einem Picknick vermisse ich Sabine hinter mir und kehre um. Ein langer, großer, rostiger Nagel lag auf der Piste, sie hat ihn gefunden, bzw ihr Hinterrad. Endlich mal wieder einen Schlauch wechseln. Die Sonne brennt erbarmungslos, ich schwitze wie ein Schw…….. Erinnerungen an Libyen und Algerien werden wach. Zum Glück haben wir genug Wasser dabei. Als ich dabei bin den Reifen mit einer Minipumpe wieder aufzupumpen werde ich von zwei Albanern eingesammelt die zufällig mit ihrem Mercedes vorbeikommen. Wir fahren in ein Nachbartal wo sie einen alten IFA LKW gesehen haben. Wir wollen Luft aus dem LKW Reifen in das Hinterrad der Twin umfüllen. Einer der beiden spricht sehr gut deutsch. Ich frage ob sie den LKW Fahrer kennen. Nein war die Antwort aber das wäre kein Problem. Es war auch kein Problem. Einen Schlauch an LKW und Moppedreifen und nach kurzer Zeit ploppte der Mantel ins Felgenbett. Zurück am Motorrad wurden wir noch zum Essen und Kaffee trinken eingeladen. Ein paar Meter hinter der Pannenstelle befand sich ein kleines Lokal in dem die ganze Familie versammelt war. Wir leisteten noch für ca. 1 Stunde Gesellschafft und hatten viel Spaß miteinander. Mit dem frischen, eiskalten Bergquellwasser, das aus der hauseigenen Quelle kam, füllten wir noch mal unsere Vorräte auf bevor es weiter ging.
Die „Straße“ wurde immer schlechter. Teilweise erinnerte mich diese an ein trockenes steiniges Flussbett. Erstaunlich was für Fahrzeuge hier immer noch unterwegs sind. Irgendwann begann es dann kräftig zu regnen und die Straße verwandelte sich fast in ein Flussbett. Die Steine waren glatt wie Schmierseife. Sabine und ich diskutierten über weiterfahren oder umdrehen. Die Vernunft siegte, wir kehrten um und suchten ein schönes Plätzchen für unser Zelt. Sabine kochte mal wieder was leckeres, während ich den völlig zerfetzten Motorradschlauch flickte. Mir machten an diesem schönen Plätzchen noch Bekanntschaft mit einer albanischen Familie die hier in den Bergen Kräuter pflückte. Wir bekamen von ihnen fettgebackenen Nudelteig und revanchierten uns mit einigen Beuteln Kräutertee. Wir quälten uns noch einmal durch das Verkehrschaos von Tirana und fuhren weiter Richtung Elbasan. Von einem Pass aus sahen wir Elbasan im Tal liegen. Dominiert wird der Blick auf Elbasan von einem völlig veralteten Stahlwerk „Kombinat Metalurgie“. Wir geben unsere letzten Leki für Wasser und Sprit aus. In der Nähe vom Ohrid See passieren wir die Grenze zu Mazedonien. In Ohrid angekommen, werden wir direkt von einem deutschsprechenden Mazedonier angehalten und zum Kaffee eingeladen. Wir quatschen über eine Stunde über Land und Leute ehe er uns den Weg zu einem Zeltplatz weist, den wir ohne Hilfe nie gefunden hätten. Der Platz ist ok aber die sanitären Anlagen sind das Allerletzte. Am Abend lernen wir Nico kennen, einen gebürtigen Mazedonier mit deutschem Pass. Er hat in Ohrid ein Internettcafe mit Biergarten, fährt selbst Motorrad und will uns am nächsten Tag die Gegend um Ohrid zeigen. Als erstes wechseln wir am nächsten Morgen den Standort. Nico besorgt uns einen Stellplatz bei der örtlichen Jugendherberge, die zwar offiziell noch gar nicht geöffnet hat, aber man kennt sich halt. Die sanitären Anlagen sind uralt aber sauber.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir in Ohrid und Umgebung. Ohrid hat sehr viel Kultur zu bieten. Der Ohrid See soll der zweit älteste See der Welt sein. Die Abende verbringen wir mit Nico, seiner Frau und Freunden in seinem Biergarten. Nach zwei Tagen in Ohrid geht es weiter. Das Wetter ist durchwachsen. Wir durchqueren das landschaftlich sehr abwechslungsreiche Mazedonien Richtung Bulgarien. Unser Ziel ist das Rila Kloster, das in dem gleichnamigen Gebirge liegt. Wir haben Glück und finden 1km hinter dem Rila Kloster einen kleinen Zeltplatz. Das Wetter zeigt sich von seiner unfreundlichsten Seite, es gießt in Strömen und die Temperaturen sind stark gefallen. Am Abend genießen wir einheimische Kost (Kavarma und Byurek) und bulgarischen Rotwein in dem Restaurant am Zeltplatz. Der Rotwein, das gute Essen und das vom offenem Kamin völlig überheizte Lokal geben uns den Rest. Wir fallen wenig später todmüde in unsere kuscheligen Schlafsäcke. Unser erstes Ziel an diesem Tag liegt direkt vor der „Haustür“, das Rila Kloster. Wir brechen früh auf um das Kloster noch einigermaßen tourifrei besichtigen zu können. Das Kloster ist eines der größten orthodoxen Klöster und ist in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco eingetragen. Eine beeindruckende und absolut sehenswerte Anlage. Die Säulengänge, Wand und Deckenmalereien sind imposant und fantastisch erhalten.
Nach knapp 2 Stunden verlassen wir das Kloster und fahren weiter. Wir durchqueren ein großes Skigebiet bei Razlag. In Koprivstica gönnen wir uns noch einmal eine Nacht im Hotel. Es gibt hier keinen Zeltplatz und wir wollen das kleine Dörfchen, das durch seine gut erhaltenen alten Bauernhäuser im Reiseführer erwähnt wird, noch inspizieren. Am Abend fängt es wieder kräftig an zu regnen. Das Frühstück ist gut und reichhaltig, kann uns aber nicht über das miese Wetter hinwegtrösten. Die Temperatur ist auf 9 Grad gefallen bei Dauerregen und Nebel. Es bleibt uns nichts anderes übrig als die komplette Regenmontur anzuziehen. Erst an der Donaufähre bei Orjahovo pellen wir uns wieder aus. Wir haben Glück und erwischen noch auf den allerletzten Drücker die riesige Fähre, die komplett mit LKW’s beladen ist, um auf die rumänische Seite zu gelangen. Wie stehen mit den Motorrädern auf der Luke die dann halt offen bleibt. In Craiova tauschen wir Geld und fragen nach den in der Karte eingezeichneten Zeltplatz, den aber keiner kennt. Es fängt wieder an zu regnen und es wird langsam dunkel. An einem ausgebuchten Motel haben wir die Möglichkeit unser Zelt im Garten aufzuschlagen. Die ganze Nacht über werden wir von dem gequake der Frösche vom anliegenden Teich genervt. Die Viecher machen einen höllischen Lärm und die Nacht ist nur mit Ohrstöpseln zu ertragen.
Am Morgen scheint die Sonne. Wir sitzen wieder sehr früh auf den Motorrädern um möglichst zügig die ersten Ausläufer der Karpaten zu erreichen. Wir überholen einen stinkenden LKW nach dem anderen und müssen immer auf der Hut sein nicht selber von den rücksichtslos fahrenden Rumänen „abgeschossen“ zu werden. Der Norden Rumäniens ist sehr arm. Pferde- und Ochsenkarren prägen das Bild, die Arbeit auf den Feldern wird ausnahmslos von Hand verrichtet. Für „unsere Verhältnisse“ unvorstellbar und das innerhalb der EU.
Ab Cimpulung kommen die ersten Berge in Sicht. Wir kaufen noch etwas Proviant ein ehe der Kurvenspaß beginnt. Der Baustil der alten Häuser ist toll, währen sie nicht so heruntergekommen. Loggia, Erker und Verzierungen an den Fenstern schmücken die zumeist aus Holz gebauten Häuser. An vielen sind noch die Jahreszahlen zu erkennen, meist 1959-74. Die Landschaft erinnert an eine Mischung aus Alpen und Hochschwarzwald. Es geht über den Bran Pass 1245 müNN, dann wieder hinunter nach Bran. Hier besichtigen wir das so genannte Dracula Schloss. Es wurde 1212 zur Sicherung der Grenze zwischen Transsylvanien und der Walachei von den Rittern des Teutonischen Ordens gebaut. Hier herrscht Tourismus pur, zum Teil fühlt man sich wie auf einem billigen Rummelplatz. Hier muss für alles gezahlt werden. Parken 8 Lei, Eintritt 12 Lei, pro Fotoapparat 10 Lei und das pinkeln war auch nicht umsonst. Der Mensch ist überall auf der Welt sehr lernfähig wenn es um’s Geld geht. Auf dem Weg nach Bran bringe ich es nicht übers Herz an einem kleinen Stand mit selbstgeräucherten Würsten und Schinken vorbeizufahren. Ich muss anhalten und nehme von fast allen Leckereien etwas mit. In der Nähe von Brasov, einem großen Skigebiet, schlagen wir unser Zelt auf einem Jugendzeltplatz auf. Es gibt fließendes Wasser, die sanitären Anlagen sind unter aller Sau.
In der Nacht hat es kräftig gewittert. Am Morgen ist der Spuk wieder vorbei und die Sonne lacht vom blauen Himmel. Wir machen uns auf den Weg nach Schässburg, der größten Stadt Siebenbürgens. Die Motorräder stellen wir auf einem bewachten Parkplatz ab. Es tummeln sich viele Touristen in dieser lebhaften Stadt. An jeder Ecke wird gebaut oder eines der zahlreichen alten Gebäude restauriert. An der Bergkirche hören wir einer Lehrerin zu, die ihren kleinen Schützlingen eine alte Sage, über die Geschichte Siebenbürgens, in deutscher Sprache erzählt. Am späten Nachmittag verlassen wir Schässburg. Oberhalb des kleinen Karpatendorfes Bucin, finden wir am Waldrand ein schönes Plätzchen für unser Zelt. Wir genießen die herrliche Sicht über das Tal. Hundegebell und ein bebender Boden schrecken uns während des Abendessens auf. Drei Hunde scheuchen eine ganze Pferdeherde, an unserem Zelt vorbei, den Hang hinunter ins Tal und auf der anderen Seite wieder hoch. So schnell wie der Spuk kam war er auch wieder vorbei. Die Nacht war mit nur 6 Grad sehr kühl, wir haben prima in unseren warmen Schlafsäcken geschlafen.
Wir verlassen unser Quartier sehr früh und fahren weiter Richtung Gheorgheni (Niklasmarkt). So wie die Karpaten sich hier zeigen, so stelle ich mir auch die Wildnis Kanadas vor. Berge und Wälder bis zum Horizont und keine Menschenseele weit und breit. In der Cheile Bicazului, der Bicaz Klamm, holt uns die Realität aber ruckzuck wieder auf den Sattel der Motorräder zurück. Die Bicaz Klamm ist eine ca. 5km lange, sehr enge und kurvenreiche Schlucht. Das Bild dieser Schlucht wird leider von unzähligen, billigen Souvenirshops entlang der Strecke völlig verschandelt. Wenig später passieren wir einen fast ausgetrockneten Stausee. Die Straße ist hier in einem katastrophalen Zustand. Jede Menge Sprunghügel ähnliche Kuppen und riesige Löcher befinden sich im Asphalt. Ab Vatra Dornei geht es wieder etwas höher in die Berge. Auch hier folgen wir lange Zeit einem Fluss und haben von der Höhenstraße fantastische Ausblicke in die tiefen bewaldeten Karpatentäler. Mit einem slowakischen Biker, der uns mit seiner V-Strom entgegenkommt, halten wir ein kleines Schwätzchen.
Seit über einer Stunde suchen wir ein Plätzchen für unser Zelt. Leicht genervt, biegen wir von der Straße ab und folgen einem kleinen Weg aus dem stark besiedelten Tal. Es dauert nicht mehr lange bis wir die zahlreichen Dörfer hinter uns gelassen haben. Auf einem Hügel mit fantastischer Rundumsicht finden wir den schönsten „Zeltplatz“ in diesem Urlaub. Wir sind uns sicher, dass so das Camperparadies aussehen muss.
Wir machen bei Sonnenuntergang und morgens um halb 5 bei Sonnenaufgang viele Fotos von diesem paradiesischem Fleckchen Erde. Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Sighetu Marmatiei. Hier in der Nähe, direkt an der Ukrainischen Grenze, besuchen wir noch den „lustigen Friedhof“ von Sapanta. Geschnitzte, buntbemalte Grabkreuze zeigen, teils heiter ironische, teils ernste und traurige, Auschnitte aus dem Leben der Verstorbenen. Bei Satu Mare geht es über die Grenze nach Ungarn. Bis Tokaij machen wir nur Kilometer, da die Landschaft einfach nur platt und öde ist. In Tokaij können wir endlich mal wieder duschen, was für eine Wohltat. Beim Einkauf im Supermarkt nehmen wir auch eine Flasche Tokaij mit, die uns beiden überhaupt nicht schmeckt.
Von Tokaij geht es westwärts Richtung Slowakei. Ab Miskolc erleben wir Ungarn von einer völlig anderen Seite. Relativ hohe Berge, viel Wald und jede Menge kurvenreiche Straßen, fast wie im Schwarzwald. Da macht das Fahren wieder richtig Spaß. Ab der slowakischen Grenze verfolgt uns eine rabenschwarze Gewitterfront. Wir haben aber wieder einmal Glück. Wir finden an einem Stausee einen schönen Platz für unser Zelt und haben auch noch Zeit ein Fondue zu machen. Wir können beobachten wie sich auf der anderen Seite des Sees eine riesige dunkle Wolkenwalze am Himmel bildet, die binnen weniger Minuten in sich zusammenfällt. Ein sehr fotogenes Naturschauspiel. Danach bricht dann das Gewitter mit Blitz und Donner über uns herein und wir verschwinden in unser trockenes Zelt.
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne wieder aus einem tiefblauem Himmel in unser Zelt. Wir Frühstücken auf dem kleinen Steg am See. Wir stellen fest, dass wir uns mal wieder mit den Urlaubstagen verrechnet haben, wir haben noch einen übrig. Da die slowakische Landschaft hier nicht so viel hergibt, beschließen wir noch 2 Nächte am Neusiedler See zu verbringen. Hätten wir gewusst was uns hier erwartet, wäre unsere Entscheidung sicher anders ausgefallen. Riesenzeltplatz und Tourismus pur. Für die 2 Nächte haben wir etwas über 50 Euro bezahlt-Wahnsinn.
Nach zwei Faulenzertagen geht es dann weiter nach Wien. Hier erwartet uns der Autoreisezug nach Düsseldorf.

Fazit.

In Slowenien gibt es immer noch die besten Pizzen. Die längsten, kurvenreichsten Strecken konnten wir in Kroatien unter die Räder nehmen. Das kroatische Hinterland ist zum Teil noch stark vom Krieg geprägt und im nördlichen Teil sehr dünn besiedelt. Kroatien in der Hauptsaison – Nein Danke. Die Küste scheint dann zu 100% vermietet zu sein.
Wer Grappa mag, muss unbedingt den kroatischen Losovac probieren, der ist um einiges besser.
Albanien hat uns, trotz des vielen Drecks und Müll, positiv überrascht. Die Leute sind sehr hilsfbereit und gastfreundlich. Der Fahrstil ist mörderisch. Viel Natur außerhalb der Städte.
Mazedonien hat einiges an Kultur zu bieten. Wir waren überrascht von der Vielfältigkeit der Landschaft.
Rumänien ist landschaftlich kaum zu toppen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert