11.06. bis 18.06.2006 (Text von Corinna)
Unser Alpenspezialist Wolfgang hatte die Idee einer gemeinsamen Alpentourwoche, und tatsächlich gelang es uns einen Zeitraum, in dem fast alle Urlaub machen konnten, festzulegen.
So fanden wir uns am Samstagnachmittag bei strahlendem Wetter am südlichen Ufer des Genfer Sees zusammen um am Sonntag gemeinsam für eine Woche durch die französischen Alpen aufzubrechen. Da wir wussten, dass reichlich Tageskilometer auf dem Programm standen, starteten 8 Leute auf 7 Motorrädern pünktlich um 9 Uhr ihre Maschinen.
Durch das hügelige Alpenvorland mit immer wieder schönen Blicken auf den Genfer See begann die Tour, bis wir mittags in den Genuss kamen, das Mont Blanc Massiv in strahlendem Weiß vor strahlend blauem, wolkenlosem Himmel betrachten zu können.
Tanken ist an einem Sonntag in Frankreich äußerst problematisch, da alles geschlossen hat und Karten nur von französischen Kreditinstituten angenommen werden. Doch wir hatten Glück und ein Franzose ließ uns gegen Bares auf seine Karte tanken. Das limitierte Guthaben reichte für alle, bis auf einen, so dass wir gegen Abend aus Jörns großem 43l –Tank Sprit umfüllen mussten.
Recht spät und deutlich geschafft von Wärme und rd. 420 km erreichten wir abends Aix le Bains, wo wir nach einem teuren MacDonald-Abendsnack müde in unsere Betten im Etap-Hotel fielen.
Der nächste Tag führte uns über den Mont du Chat, Col du Granier, Col du Cucheron, Col de Porte und Col Luitel. Allesamt nicht sehr hoch, nicht sehr bekannt aber landschaftlich einzigartig. Über La Mure, Mens und Clelles erreichten wir Chichiliannes am Mont Aiguilles. Hier kamen wir in einer rustikalen Pension mit einfachem, aber reichhaltigen Essen unter. Dass die Bewirtschaftung um 22 Uhr schloss, störte uns nicht weiter, weil alle recht früh ins Bett wollten.
Die Tagesetappe am Dienstag führte uns über diverse Col’s (Col de Menee, Col de Grimone, Col du Festre, Col du Voyer, Col Bayard, Col de Manse, Col de Moissiere, Col de Fonbelle) bis nach La Garde, 5 km nördlich von Le Castellane (Gorges du Verdun) in die Auberge Le Teillon. Hier hatte Wolfgang bereits Halbpension vorbestellt und wir durften abends ein sowohl optisch als auch geschmacklich hervorragendes 4-Gänge-Menü, freundlich serviert, genießen. Das ganze für einen Preis, den man für Frankreich als sehr günstig einstufen kann.
Den Mittwoch nutzten wir unterschiedlich: einige fuhren einfach nur zum Baden, andere machten eine Rundtour um den Grand Canyon (mit schwimmen gehen und einem relaxten Mittagssnack in der Sonne), Wolfgang fuhr nach Nizza um seine Frau zu besuchen.
Am Donnerstag ging es auf der sogenannten Route Napoleon weiter gen Norden. Wir befuhren erstmals Pässe über 2000m, was angesichts der sommerlichen Wärme sehr angenehm war. Auch heute waren wieder sehr viele kleine, weniger bekannte Pässe dabei. (Col de Ferrier, Col de Bleine, Col du Buis, Col du Trebucher, Col de St.Raphael, Col de Felines, Col de Lavul, Col de Champs, Col de la Cayolle und die Gorges du Bachelard). Viele der kleinen Strecken sind nur mit einer Lesebrille – für mich wenigstens- – auf der Michelinkarte zu finden. Einige kürzten die Tour über Colmars und den Col d’Allos etwas ab, so dass wir uns abends kurz hinter Barcelonette in unserer gebuchten Pension wieder trafen. Außer uns war auch noch der Vespaclub von Marseille im Hotel, mit denen wir uns teils in französisch, teils englisch, teils mit Händen und Füßen verständigten und einen netten Abend verbrachten.
Der Freitag führte uns über die und höchsten Pässe der Alpen. Der Col de la Bonettte wurde von uns an diesem Tag als erstes „bezwungen“. Der Bonette ist zwar sehr hoch, aber ein schöner Pass ist das nicht. Bis auf den Gipfel kamen wir wegen eines übrig gebliebenen Schneehaufens, der die Straße komplett versperrte, jedoch nicht. In Isola sind wir Richtung Isola 2000 abgebogen, um über den Col de la Lombarde nach Italien zu gelangen. Isola 2000 ist ein reiner Wintersportort, der im Sommer wie eine Geisterstadt wirkt. Die ganzen Hotelkomplexe und Bettenburgen wirken wie völlig planlos in die Landschaft gestellte Beton- und Holzklötze. Ein kleines Schild machte uns darauf aufmerksam, dass der Col de la Lombarde wegen Bauarbeiten gesperrt sei. Da wir keine Lust hatten die ganze Strecke wieder zurückzufahren, betrachteten wir das Ganze lediglich als Empfehlung. Die Bauarbeiter nahmen es gelassen und wir wurden noch mit etwas Schotter „belohnt“.
In Sambuco, auf italienischer Seite, machten wir in einem sehr schönen Lokal Mittagspause. Vor der Weiterfahrt Richtung Col de Larche und Col de Vars reparierten wir noch einen Kabelbruch an Angelas BMW. Zum Glück war Matthias der Fehler bekannt, sonst hätten wir sicher lange gesucht.
Bei Guillestre kamen wir wieder auf die N94 und folgten ihr bis Briancon. Über die N91 erreichten wir den Col du Lautaret und den traumhaft schönen Col de Galibier, der mit wunderschönen Kurven und tollen Ausblicken auf die Alpen uns am allerbesten gefallen hat. Kurz hinter dem Pass genossen wir in unserem Hotel in Valloire das wohl verdiente Bier in der untergehenden Abendsonne.
Nach so vielen sonnenverwöhnten Tagen erwischte uns am Samstag der Regen dann doch noch. Allerdings nur kurz, so dass wir unser Regenzeug nach dem Col de Madeleine schon wieder ausziehen konnten. Weil alle nach dieser ausgefüllten Motorradwoche genug von kleinen und großen Kurven und Kehren hatten, kürzten wir die geplante Strecke ein wenig ab und kamen am frühen Abend wieder in unserem Hotel am südlichen Ufer des Genfer Sees an.
Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen, verstreuten sich die Motorradfreunde Bergisch Land am nächsten Morgen in unterschiedliche Himmelsrichtungen:
die einen mussten wieder nach Hause, die anderen hatten das Glück, sich von der doch recht anstrengenden Woche im Rahmen weiteren Urlaubs noch „erholen“ zu können.
Fazit: nach rd. 2.100 km Alpentour war der Reifen definitiv rund! Das Gebiet zwischen Genfer See und Mittelmeer ist zum Motorradfahren traumhaft schön! Die Straßen sind – wegen der Tour de France – meist in tadellosem Zustand und außer gleichgesinnten Motorradfahrern und ein paar Radfahrern ist man fast allein unterwegs. Nicht umsonst hat der Tourenfahrer in seiner Ausgabe 7/2006 über die „Route des Grandes Alpes“ berichtet.
Mit Sabine verlängere ich die Alpentour noch um eine Woche. Wir lassen es etwas ruhiger angehen und nehmen uns mehr Zeit für Gucken und Geniessen.